Märchen 34 Affe, der sein Gesicht verlor
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Der Affe, der sein Gesicht
verloren hatte
Es war einmal ein Affe.
Viele in der Siedlung mochten ihn und andere nicht. Diejenigen, die ihn
mochten, taten es, weil er immer lachte, mit allen sprach und den ganzen Tag
Witze über alles und jeden machte und nichts ernst nahm. Diejenigen, die ihn
nicht mochten, taten es aus demselben Grund.
Aber eines Morgens, als er
auf die Straße ging, bemerkte er, dass die Affen, die ihn trafen, ihn auf
sehr seltsame Weise ansahen, einige lachten, andere hatten Angst vor ihm,
aber keiner von ihnen benahm sich wie zuvor und niemand hielt an, um mit ihm
zu sprechen. Er war sehr traurig und ging nach Hause.
In der Eingangshalle seines
Hauses gab es einen großen Spiegel, und als er davor stand, bemerkte er, dass
etwas an ihm anders war. Er konnte jedoch nicht sofort herausfinden, was los
war. Dann sah er es, er hatte kein Gesicht. An der Stelle, an der sich sein
Gesicht befunden hatte, herrschte große Leere. Nur seine Augen waren auf
ihrem Platz und sie sahen dort seltsam aus, allein, ohne Augenbrauen, ohne
Nase und Mund unter ihnen. Er hob die Hände und berührte die Leere, um
sicherzustellen, dass es wahr war, was er sah. Ja, er hatte sein Gesicht
verloren.
Er versuchte sich zu
erinnern, wo er es hätte verlieren können. Als er am Abend zuvor nach Hause
gekommen war, begleiteten ihn einige sogenannte Freunde, die sich normal
verhielten, was bedeutete, dass zu jenem Zeitpunkt sein Gesicht noch auf
seinem Platz hatten sein müssen. Deshalb begann er sich in seinem Haus
umzusehen. Zuerst rannte er von Zimmer zu Zimmer, aber als er es nicht fand,
begann er in jede Ecke zu schauen. Ohne Erfolg!
Natürlich stellte er sich
viele Fragen. Zum Beispiel: Wie kann jemand sein Gesicht verlieren? Hätte er
es nicht bemerkt, wenn jemand versucht hätte, ihm das Gesicht abzuschneiden?
Er warf sich auf sein Bett
und wollte weinen, aber keine Tränen kamen aus der Leere und liefen über
seine Wangen, weil es keine gab. Viele Tage lang verließ er sein Haus nicht,
aß und trank nicht.
Natürlich hatte zu jenem
Zeitpunkt jeder in der Siedlung von dem Affen ohne Gesicht gehört und da er
nicht mehr auf der Straße gesehen wurde, fühlten sich die Bewohner ein
bisschen schuldig. Sie dachten, vielleicht hatte jemand sein Gesicht
gestohlen.
Es gab eine Affin, die ihn
nicht besonders mochte, die aber für ihn mehr Mitleid fühlte als die anderen.
Sie ging mit etwas zu essen und zu trinken zu seinem Haus und klopfte an die
Tür. Es kam keine Antwort. Sie klopfte noch viele Male. Nach ungefähr einer
Stunde öffnete sich endlich die Tür. Zuerst war die Äffin geschockt und wäre
fast weggelaufen, aber unsere Hauptfigur der Geschichte berührte ihre Hand,
sie blieb und mit seinen Augen bat er sie, hereinzukommen.
Als sie das Essen und
Trinken aus dem Korb nahm, in den sie es gepackt hatte, spürte er plötzlich,
dass Tränen aus seinen Augenlöchern kamen und langsam sein Gesicht zurückkam.
Zum ersten Mal in seinem
Leben hatte er ein aufrichtiges Gefühl und das brachte sein Gesicht zurück.
Nun fingen jene an, mit ihm befreundet zu sein, die ihn zuvor verachtet
hatte, und diejenigen, die ihn wegen seiner Unaufrichtigkeit gemocht hatten,
hassten ihn nun.
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Samstag, 14. März 2020
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