Samstag, 14. März 2020

Märchen 34 Affe, der sein Gesicht verlor
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334 79 74
------------------------------

Der Affe, der sein Gesicht verloren hatte

Es war einmal ein Affe. Viele in der Siedlung mochten ihn und andere nicht. Diejenigen, die ihn mochten, taten es, weil er immer lachte, mit allen sprach und den ganzen Tag Witze über alles und jeden machte und nichts ernst nahm. Diejenigen, die ihn nicht mochten, taten es aus demselben Grund.
Aber eines Morgens, als er auf die Straße ging, bemerkte er, dass die Affen, die ihn trafen, ihn auf sehr seltsame Weise ansahen, einige lachten, andere hatten Angst vor ihm, aber keiner von ihnen benahm sich wie zuvor und niemand hielt an, um mit ihm zu sprechen. Er war sehr traurig und ging nach Hause.
In der Eingangshalle seines Hauses gab es einen großen Spiegel, und als er davor stand, bemerkte er, dass etwas an ihm anders war. Er konnte jedoch nicht sofort herausfinden, was los war. Dann sah er es, er hatte kein Gesicht. An der Stelle, an der sich sein Gesicht befunden hatte, herrschte große Leere. Nur seine Augen waren auf ihrem Platz und sie sahen dort seltsam aus, allein, ohne Augenbrauen, ohne Nase und Mund unter ihnen. Er hob die Hände und berührte die Leere, um sicherzustellen, dass es wahr war, was er sah. Ja, er hatte sein Gesicht verloren.
Er versuchte sich zu erinnern, wo er es hätte verlieren können. Als er am Abend zuvor nach Hause gekommen war, begleiteten ihn einige sogenannte Freunde, die sich normal verhielten, was bedeutete, dass zu jenem Zeitpunkt sein Gesicht noch auf seinem Platz hatten sein müssen. Deshalb begann er sich in seinem Haus umzusehen. Zuerst rannte er von Zimmer zu Zimmer, aber als er es nicht fand, begann er in jede Ecke zu schauen. Ohne Erfolg!
Natürlich stellte er sich viele Fragen. Zum Beispiel: Wie kann jemand sein Gesicht verlieren? Hätte er es nicht bemerkt, wenn jemand versucht hätte, ihm das Gesicht abzuschneiden?
Er warf sich auf sein Bett und wollte weinen, aber keine Tränen kamen aus der Leere und liefen über seine Wangen, weil es keine gab. Viele Tage lang verließ er sein Haus nicht, aß und trank nicht.
Natürlich hatte zu jenem Zeitpunkt jeder in der Siedlung von dem Affen ohne Gesicht gehört und da er nicht mehr auf der Straße gesehen wurde, fühlten sich die Bewohner ein bisschen schuldig. Sie dachten, vielleicht hatte jemand sein Gesicht gestohlen.
Es gab eine Affin, die ihn nicht besonders mochte, die aber für ihn mehr Mitleid fühlte als die anderen. Sie ging mit etwas zu essen und zu trinken zu seinem Haus und klopfte an die Tür. Es kam keine Antwort. Sie klopfte noch viele Male. Nach ungefähr einer Stunde öffnete sich endlich die Tür. Zuerst war die Äffin geschockt und wäre fast weggelaufen, aber unsere Hauptfigur der Geschichte berührte ihre Hand, sie blieb und mit seinen Augen bat er sie, hereinzukommen.
Als sie das Essen und Trinken aus dem Korb nahm, in den sie es gepackt hatte, spürte er plötzlich, dass Tränen aus seinen Augenlöchern kamen und langsam sein Gesicht zurückkam.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er ein aufrichtiges Gefühl und das brachte sein Gesicht zurück. Nun fingen jene an, mit ihm befreundet zu sein, die ihn zuvor verachtet hatte, und diejenigen, die ihn wegen seiner Unaufrichtigkeit gemocht hatten, hassten ihn nun.



-----------------------------------------------
--------------------------------------------------
-------------------------------------------------
---------------------------------------------------

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen