Märchen 72 Adam und Eva oder die Entstehung der Dummheit
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Adam und Eva oder die Entstehung der Dummheit
Eva saß unter dem Apfelbaum. Sie wusste es schon
und wollte es jetzt mit ihrem geliebten Adam teilen. Auf süße Weise lockte
sie ihn zum Baum des Wissens und ließ ihn seine wunderbaren Früchte
schmecken. Gespannt wartete sie auf seine Reaktion. „Ob dieses Wissen auf ihn
wohl den gleichen beglückenden Einfluss hat?“
Nach dem ersten Bissen verzog sich sein sonst so
gelassenes Gesicht nur ein bisschen, beim zweiten wurde er ganz ernst.
Geschockt sah er sie an: „Eva, du bist ja nackt! Schämst du dich nicht? Ich
habe wenigstens ein paar Haare auf Brust, Hintern und Beinen.“ Er riss ein
Blatt vom Baum und hielt es vor ihre Scheide. „Jetzt bist du zum idiotischen
Moralisten geworden!“
Daraufhin imitierte sie ihn, riss auch ein Blatt
vom Baum, hielt es vor sein Glied und wartete auf seine Reaktion. Sie hätte
gern über seine Dummheit gelacht oder vielleicht dachte sie auch über eine
andere Frucht nach, die seinen früheren sympathischen Zustand wieder hätte
herstellen können.
Aber jetzt machte sich eine Regung auf seiner
Stirn bemerkbar und er öffnete seinen Mund, als ob er etwas sagen wollte.
Mehrmals wiederholte sich dieses Manöver. Dann stammelte er: „I-i-i-ch bin
der Stä-ä-ärkere und ab jetzt be-e-e-e-estimme i-i-i-ich, wie du-u-u-u leben
so-o-o-ollst. Du-u-u-u bist mir untertä-ä-ä-änig.“
Einen Moment lang blieb ihr fast das Herz stehen,
vielleicht sollte er noch ein paar von diesen Früchten essen. Nein, das würde
ihn nur noch arroganter machen. Limitiertes Wissen macht nicht klug, sondern
überheblich.
Aber jetzt schoss es ihr wie ein Blitz durch den
Kopf, dass sie diese neue Art von Dummheit auch für ihre eigenen Ziele
ausnützen könnte. „Bau mir ein Haus! Und ich will noch mehr, zum Beispiel
……………..“ Adam probierte, kurz nachzudenken: „Soll ich arbeiten?“
Eva lächelte, weil dieser früher so liebe, jetzt
so hochmütige zu begreifen schien, was die Macht über die Frau bedeutete.
„Natürlich, wenn du über mich herrschen willst, musst du mir Ketten anlegen
und einen goldenen Käfig bauen.“
Und seit dieser Zeit verflucht der Mann die Frau,
weil er beide liebt: die Macht über die Frau und die Untätigkeit.
Wenn es ihm dann manchmal doch zu anstrengend
wird, sucht er sich einen König, Führer oder Diktator und übernimmt bei
diesem die Funktion der Frau im Harem.
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Else
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Montag, 27. Juli 2020
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