Märchen 62 der tapfere
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Der Tapfere
Stolz läuft der kleine
Strohhaardackel neben dem Kinderwagen. Endlich hat er seinen Platz wieder
gefunden. Nachdem das Kind geboren war, fühlte er sich nämlich einfach
vernachlässigt, hatte sogar ein paar Kilo zugelegt, weil man ihn für sein
Geschäftchen nur noch kurz vor die Tür führte.
Früher hatte ihn seine
Herrin sehr oft und lange ausgeführt, mit ihm gespielt. Wenn sie sich einsam
fühlte oder traurig war, nahm sie ihn wie einen Teddy-Bär mit ins Bett. Dann
kam ein junger Mann, eigentlich ganz sympathisch, aber nur auf den ersten
Blick. Zuerst hatte auch er mit ihm gespielt, ihm immer einen feinen Brocken
mitgebracht. Aber als er dann eingezogen war, änderte sich alles. Die Rolle
des Teddy-Bärs übernahm von nun an der Jüngling. Man ging natürlich noch viel
spazieren, besonders am Abend, „wie romantisch“, doch spielte mit ihm keiner
mehr, und den Platz auf dem Sofa vor dem Fernsehen musste er abgeben.
Am schlimmsten war es dann
die letzten Wochen vor und die ersten Wochen nach der Geburt des neuen
Familienmitgliedes. Für ihn, den Hund, war dieses nur ein Eindringling, kein
Hund beschäftigte sich mit dem Hund. Nur der Großvater der Familie war eine
Ausnahme, während die ganze Bagage um die Kinderkrippe versammelt war und
unverständliche Laute von sich gab, saß der alte Herr in einer Ecke und
streichelte den Hund. Wie bei einem geheimen Bündnis saßen sie nebeneinander,
schienen, sich zu verstehen. Aber bei dem Vorschlag, der Großvater solle doch
den Hund mitnehmen, weil sie so gut zusammenpassten, blieb ihm kurz das Herz
stehen.
Nach drei Monaten
Durststrecke ging es wieder hinaus, es war gerade Frühling geworden. Und er,
der Hund der Familie, hatte die Aufgabe des Wächters bekommen, die Welt
schien wieder in Ordnung. Eine wirkliche Aufgabe für einen ganzen Hund. Im Park
trabte der Ausgezeichnete mit erhobenem Haupt neben dem Kinderwagen, als
plötzlich ein großer Hund an der Leine um die Heckenecke seine Nase erblicken
ließ. Ein kurzes Knurren, gleich darauf riesiges Gebell des Kleinen, der
Große ließ sich natürlich nicht zweimal bitten, stürzte auf ihn los, das
Herrchen viel beinahe auf die Nase, konnte aber den Großen noch kurz vor dem
Zusammenstoß mit dem Kleinen zurückhalten. Was für ein Glück für den Kleinen!
Lautes Gebrüll des Mannes, um den seinen zu zügeln, noch schrilleres Geschrei
der Frau: „Halten sie doch ihren Hund zurück!“ Dabei war auch das bisher
friedlich schlafende Baby aufgewacht und schrie nun aus vollem Hals.
Der ganze Park schaute in
die Richtung, aus der der Krawall kam. Alle bewunderten den tapferen, kleinen
Hund, dessen Stimme alle übertönte.
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Samstag, 11. Juli 2020
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