Märchen 63 der schreckliche Gegner
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Der schreckliche Gegner
Schnell ging er nun um die
Ecke. Sicher! Oder? Er hörte noch immer die Schritte, die ihm gefolgt waren.
Eigentlich nicht erst in den letzten Minuten. Schon seit Wochen und Monaten.
Er hatte jahrelang trainiert
und sich auf so einen Fall vorbereitet. Aber dadurch war sein Gefühl nur
verstärkt worden.
Er spitzte die Ohren, alles
war still, er ging weiter. Wieder hörte er die Schritte. Männerschritte. Er
würde ihn jetzt stellen, dazu zwingen, zu sagen, was das alles sollte, am
Ende Kampf. Er versteckte sich hinter einem Mauervorsprung und wartete. Die
Sekunden erschienen ihm wie Minuten, Stunden.
Jetzt sprang er hervor, vor
ihm war der Gegner. Beide schienen sie zum Kampf bereit. Der andere machte
einen schnellen Schritt nach vorne links, aber unser Held reagierte im
gleichen Moment. Wie bei einem Schachspiel, die bessere Position, bringt
entscheidende Vorteile. Das Gewicht genau über dem Körperschwerpunkt bei
geraden Schlägen, beim Nahkampf lieber auf dem ersten Fuß.
Sein Gegner war größer als
er, hatte längere Arme, deshalb musste er versuchen, näher an ihn heranzukommen.
Beide reagierten auf das kleinste Zucken des Oberkörpers, der Schultern. Die
Augen waren starr, das Gesicht ausdruckslos, nur absolute Konzentration. Wer
würde wann und wie angreifen? Jeder Muskelfaser gespannt, sich umdrehen und
weglaufen waren jetzt für keinen mehr möglich.
Er wusste, dass er mit einem
schnellen Duck an ihn herankommen konnte, wenn der andere schlug. War es nur
ein Täuschungsmanöver, und würde er sich ducken, hätte der andere die
Möglichkeit einen entscheidenden Tritt mit dem Fuß anzubringen.
Und dann ging es
blitzschnell, der andere war anscheinend ein Anfänger, ohne Vorarbeit mit der
linken Vorhand, seine rechte Schulter zuckte, das hätte ein riesiger Schlag
werden sollen. Er lehnte sich leicht nach vorn, dem Schlag entgegen, legte
den Kopf zehn Zentimeter nach links, hob kurz den linken Fuß, nur fünf
Zentimeter und kam so dem anderen fast vierzig Zentimeter näher. Das genügte,
um zuerst einen Linkshaken in die unterste Rippe anzubringen, worauf der
andere vor Schmerz die Arme ein bisschen senkte und sein Gesicht ganz offen
lag.
Beim Linkshacken war
natürlich diese Schulter ein bisschen nach vorne und die andere nach hinten
gewandert, so dass er in einem sechzig Grad Winkel zum Gegner stand. Wie ein
Schmiedehammer schnellte nun seine rechte Faust in Richtung des freiliegenden
Gesichts des anderen. Alles lief so rasch ab, dass seine eigenen Augen nicht
fähig waren, dem Geschehen zu folgen. Er war schneller als sein eigener
Schatten gewesen. Wie beim Training! Jede einzelne Bewegung war in ihm drin,
er hatte nicht einmal darüber nachdenken müssen.
Klirr! Der Spiegel ihm
gegenüber zersplitterte in tausend Teile. Ein Glücksgefühl erfüllte ihn. Er
hatte sich selbst besiegt!
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Samstag, 11. Juli 2020
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