Samstag, 11. Juli 2020

Märchen 61 der Kuss
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Der Kuss

Die ganze Woche hatte sie im Büro gearbeitet. Sogar am Samstag hatte sie sich mit dem neuen Projekt beschäftigen müssen. Und da hatte sie geschworen, bei diesem schönen, frühsommerlichen Wetter am Sonntag ein erholendes Sonnenbad zu nehmen. Sie war so übermüdet, dass sie nicht einmal mehr normal hatte schlafen können und wachte schon um 5 Uhr auf.
Wozu hat man denn ein Auto? Natürlich, um dorthin zu fahren, wo es weniger Leute gibt. Zweite Autobahnabfahrt, auf der Landstraße durch ein Dorf, dann auf einem Feldweg durch einen kleinen Wald und wie ein Wunder lag plötzlich vor ihr eine kleine Lichtung.
Die Wiese war zwar kein englischer Rasen, wie im Freibad, aber sah so aus, als würde sich selten jemand hierher verirren. Sie stellte ihr Auto im Schatten ab, lief ungefähr fünfzig Meter durch kniehohes Gras und breitete zwischen zwei dichteren Sträuchern ihre große Decke aus. Zu jeder Seite in fünfzig Metern vom Wald umgeben, ein paar summende Bienen, ein ganz leichter Frühlingshauch, so ließ sie sich nieder und zog ihre Kleider aus. Sie cremte ihren ganzen Körper mit einem gutriechenden Sonnenöl ein und musste bald vor Wohlgefühl die Augen schließen. Noch ein paar Mal wachte sie auf, bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel.
Das eine Mal war ein kleines Eichhörnchen über ihre Decke gelaufen und hatte mit seinem wuscheligen Schwanz über ihre Unterschenkel gestrichen. Das nächste Mal hatten kleine Vögel ihr Studentenfutter entdeckt und dann war ein Schmetterling genau auf ihrer Brustwarze gelandet. Sie musste lächeln, wahrscheinlich hatte er es für eine Blumenknospe gehalten.
Das sollte sie nun in ihrem Traum inspirieren. Ein gutaussehender Mann sprach sie sehr höflich an, ein richtiger Gentleman. Sie unterhielten sich viel, er war wirklich charmant. Langsam kamen sie sich näher, immer häufiger wurden die kleinen Berührungen und plötzlich lag sie in seinen Armen. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht, schmiegte seine Backe mit weichem 5 Tage Bart an ihre und küsste sie.
Dieser Kontakt mit seinen Lippen war so feucht, dass sie sein Gesicht ein bisschen wegstoßen wollte. Als sie dies versuchte, ließ sich ein lautes „Määääh“ hören und sie wachte auf. Was sie über sich sah, war ein kleines Lämmchen, das die Überreste des Salzes der Salzstangen von ihrem Mund abgeschleckt hatte.



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