Märchen 79 der alte Affe erzählt 4
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Der alte Affe erzählt 4
Diese Art von Sticheleien
fand aber nicht nur in der Familie des Stiefvaters statt. In der der Mutter
hatte es fünf Töchter gegeben, die ständig wegen der geringsten Kleinigkeit
miteinander stritten. Ein Beispiel soll auch diese schöne Gesellschaft illustrieren.
Der alte Affe war zu dieser Zeit vielleicht gerade ins Unterrichtsalter
gekommen. Er fragte eine seiner Tanten, warum sie ihr Leben dem Bananengott
gewidmet hatte. Sie erklärte ihm, dass der Tod ihres Vaters sie sehr tief
getroffen und dies ihr Leben völlig verändert habe. Auf dem Weg nach Hause
wollte er dies mit seiner Mutter besprechen, worauf sie ihm nur die
herabwürdigende Bemerkung zuschickte: „Ach was! Die hat ein großer Affe
verlassen. Glaub der kein Wort!“
Dieser Gedankengang spielte
sich in ein paar Sekunden ab, wie er ihm schon tausend Mal durch den Kopf
gegangen war. Deshalb merkte die Enkelin auch nicht, dass sie hier einen
wunden Punkt getroffen hatte. War es wirklich so schmerzlich? Wahrscheinlich
nicht. Er hatte gelernt, damit zu leben, aber hätte es nicht erklären können.
Man/Affe muss nicht immer alles deutlich definieren können, um weiterhin
einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Er fuhr fort mit dem
nächsten Tal.
Also, Ich verabschiedete
mich von meinen überraschten, oder besser enttäuschten Kumpaninnen und
Kumpanen und begab mich in gerader Linie in Richtung entgegengesetzte
Bergkette. Ausgestattet mit aller seelischen Unterstützung, die eigentlich
aus einer Art Schadenfreude bestand, weil sich an der Nase dieser Neider, die
ihr Tal noch nie verlassen hatten, genau gezeigt hatte, dass der eine oder
andere doch gern mitgekommen wäre. „Du fliehst bloß vor etwas!“ – klang es
noch immer in meinen Ohren. Sie hatten diese Sprüche wahrscheinlich nur von
ihren Eltern gehört, die Angst hatten, dass ihre lieben Kinder vielleicht
Flügel bekommen. Selbst hätte ihnen so etwas nicht einfallen können, da sie
ja vom Leben noch keine Ahnung hatten.
Was würde mich wohl diesmal
erwarten? Natürlich eine riesige, große Wiese. So sah es wenigsten von oben
aus. Man hätte darauf spazieren gehen können. Ich wusste aber aus Erfahrung
………… Hm! Erfahrung? Ja, es war außer meinem Heimattal schon das dritte. Und
ich wusste aus Erfahrung, dass dieser grüne Teppich ein Regenwald ohne Ende
bedeutete. Freudig stieg ich auf den ersten größeren Baum, der sich mir
anbot, schwang mich dann von einem zum anderen, schlug ein paar Saltos und
erfreute mich des Lebens. Zu übermütig erwiesen sich meine Übungen, weil der
eine Ast plötzlich brach. Aber von vier oder fünf Metern herunterzufallen,
bedeutet für uns Affen keine große Gefahr. Wie eine Katze landen wir immer
auf den Füßen. Der Aufprall auf dem Grund erwies sich als überraschend weich.
Das war keine feste Erde, sondern Sumpf. Durch die Wucht war ich bis zur
Hüfte eingesunken. Schnell suchte ich einen festen Halt. Es gab nur Büsche
und Sträucher. Sie verhinderten zunächst mein weiteres Einsinken. Langsam und
vorsichtig zog ich mich zu einem Baum. Doch, wie sah ich jetzt aus! Wie ein
Wildschwein, das sich im Dreck gewälzt hatte. So konnte ich keinem schönen
Affenmädchen unter die Augen treten. Ein schöner Affe muss nicht unbedingt
nach Banane oder Kokosnuss riechen, aber darf auch nicht gerade von Kopf bis
Fuß mit Dreck bedeckt sein. Also weiter von Baum zu Baum, bis zu einem Bach,
Fluss oder See. Doch hier war alles Sumpf.
Lange dauerte es, bis ich
ein einigermaßen reines Wasser fand. Ich sprang hinein und fühlte sofort, wie
sich der schon festgetrocknete Dreck und Schlamm aus meinem Fellkleid löste.
Was für eine Erfrischung! Doch sollte ich mich nicht lange dieser Wohltat
erfreuen. Neben mir schlug es wie ein Blitz ein. Eine lange Lanze hatte ein
Krokodil getroffen, das mich eben hatte anknabbern wollen. Aber bevor ich
mich vergewissern wollte, wer mir da gerade mein Leben geschenkt hatte, war
ich mit einem Satz aus dem Wasser und auf einen Baum geklettert.
Dann sah ich mich um. Das
saß ein hübsches Affenmädchen auf einem Ast schräg über mir und kugelte sich fast
vor Lachen. Im sich beruhigenden Wasserspiegel besah ich mich von Kopf bis
Fuß, um herauszufinden, was wohl so witzig an mir sei. Es musste mein Zustand
sein und vielleicht der Schrecken in meinem Gesicht. Weiblichen Tieren
gefallen nicht immer diese Superaffen. Neben so einem Fehlerlosen fühlen sie
sich oft überflüssig. Tja, wer benötigt nicht manchmal das Gefühl, gebraucht
zu werden? Oder sie hatte mir einen Dienst erwiesen, ich stand in ihrer
Schuld und war ihr verpflichtet. Und es gibt Augenblicke, in denen beide
Parteien diese Situation als Gelegenheit am Schopfe packen, um sich
näherzukommen. Ich stieg also langsam zu ihr hinauf und setzte mich ihr
gegenüber. Aber in die Augen wollte sie mir nicht sehen.
Ich sagte ihr etwas, sie
antwortete, aber wir verstanden uns nicht. Schon wieder eine andere Sprache.
„Sprichst du Deutsch?“ – keine Antwort, „Do you speak Englisch?“ – nur ein
Augenzwinkern, „Est-ce que tu parles français?“ – auch darauf keine Antwort.
„Na, Spanisch oder Russisch muss ich erst noch lernen!“ Eine neue Lehrerin
hatte ich jetzt noch dazu. Gemäßigten Schrittes begaben wir uns auf den Weg
zu ihrem Dorf. Sie war gerade auf der Jagd gewesen, deshalb war die
Entfernung ziemlich groß.
Wie bekannt mögen Affen den
Regen nicht unbedingt. Doch gibt es auch hier Gelegenheiten, bei denen das
Nass von oben seinen Charme haben kann. Als es nun anfing, zu regnen, nahm
ich ein sehr großes Blatt eines Baumes und hielt es über mich, wie einen
Regenschirm, und bot ihr einen Platz darunter neben mir an. Zuerst zierte sie
sich ein bisschen, aber schmiegte sich dann doch ganz eng an mich. „Es lebe
der Regen.“ Er war gerade zum richtigen Augenblick gekommen.
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Montag, 17. August 2020
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