Freitag, 12. Juni 2020

Märchen 50 drei kleine Bagger
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drei kleine Bagger

Wer kann sich nicht daran erinnern, in seiner Kindheit in einem Sandkasten gespielt zu haben, oder wer größeres Glück hatte, am Meer aufgewachsen zu sein, und dort eine Sandburg gebaut zu haben. Auch heute bringen Eltern ihre Kinder auf den Spielplatz. Mit tausend verschiedenen Sandspielzeugen kommen sie aus allen Richtungen und bevölkern diesen Ort, der die Fantasie des Kindes anregen, oder nur die Eltern für eine kurze Zeit von ihren Quälgeistern entlasten soll. Während übermüdete und teilweise gelangweilte Eltern auf Bänken sitzen und ein bisschen dösen, das können sie tun, weil die meisten Spielplätze eingezäunt sind, damit ihre Sprösslinge nicht entflüchten, unterhalten sich andere über neuerlernte Fähigkeiten ihrer Schützlinge, den Kosmetiker, die Nachbarn oder den Haushalt. In zivilisierteren Teilen der Welt versuchen sich Eltern im Training ihrer Sprachkenntnisse, wenn sie auf offensichtlich aus dem Ausland kommende Erwachsene mit Kindern treffen. Wie groß ist dann oft die Enttäuschung, wenn festgestellt werden muss, dass der Fremde der Sprache seines Gastlandes sehr gut mächtig ist, oder vielleicht als kohlschwarzer Afrikaner sich in der schrecklichsten Mundart zu verständigen weiß.
Diese Gespräche werden im idealsten Fall nur durch das Geschrei der eigentlichen Helden unserer Geschichte gestört, wenn ein größeres sich das Spielzeug eines kleineren aneignet, oder dessen fast fertiges Meisterwerk aus Sand mit seinen Füssen zertritt, um nach Recht des Stärkeren seinem eigenen formlosen Haufen Platz zu verschaffen. Hierbei kommen dann oft auch die sogenannten Erwachsenen ins Streiten, und die ganze Sache wird auf diese Weise vor eine höhere Instanz gebracht.
Dass der Sandkasten auch die Gemüter älterer Spielgenossen zum Kochen bringen kann, soll unser nächstes Beispiel verdeutlichen. Es handelt sich um ein größeres Baugrundstück, auf dem verschiedene Maschinen herumstehen. Ein Teil dieser ist mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt, ein anderer steht tatenlos da und beaufsichtigt das Treiben der anderen. Plötzlich kommt Bewegung ins Spiel, weil wie aus dem Nichts am Rande des Bauplatzes ein mit neuem Sand beladener Lastwagen aufgetaucht ist. Drei Leute springen in drei kleine Bagger und folgen dem Ankömmling auf dem nicht sehr großen Baugelände. Als dieser nach zwei Runden endlich seine Abladedestination gefunden zu haben scheint und rückwärts fährt, läuft er auf einen der kleinen ihm folgenden Bagger auf, wobei die kleine Arbeitsmaschine gebrauchsunfähig wird. Schließlich wird der wenige Sand, für den ein dreimal kleinerer Laster genug gewesen wäre, in Haufenform abgeladen. Die Motoren der beiden noch intakten Kleinbagger brummen auf, wie beim Start eines Formel 1-Rennens. Von zwei Seiten wird jetzt das Häufchen in Angriff genommen, um sich die größtmögliche Menge des auf dem Bauplatz raren Materials zu sichern, wobei die Zähne der Baggerschaufeln knirschend ineinander fahren und miteinander fechten, als wären es Schwerter. Grimmig sehen sich die Fahrer in die Augen. Andere Arbeiter des Bauplatzes lassen ihre Tätigkeit ruhen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Einige schließen sogar Wetten ab, wer wohl den Kampf dieser Minigiganten entscheiden würde. Nachdem es einem gelungen ist, den meisten Sand zu erobern, legt der andere den Rückwärtsgang ein, fährt auf die Seite und rammt den einen von dort. Der Fahrer des gerammten Fahrzeuges fällt aus seiner Kabine, aber die Schaufel mit dem teuren Sand bleibt wie eine Trophäe in der Höhe stehen, unerreichbar für die, die bisher gespannt, neidisch zugeschaut haben und das Material eigentlich für ihr Arbeit brauchen würden.




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