Märchen 50 drei kleine Bagger
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drei kleine Bagger
Wer kann sich nicht daran
erinnern, in seiner Kindheit in einem Sandkasten gespielt zu haben, oder wer
größeres Glück hatte, am Meer aufgewachsen zu sein, und dort eine Sandburg
gebaut zu haben. Auch heute bringen Eltern ihre Kinder auf den Spielplatz.
Mit tausend verschiedenen Sandspielzeugen kommen sie aus allen Richtungen und
bevölkern diesen Ort, der die Fantasie des Kindes anregen, oder nur die
Eltern für eine kurze Zeit von ihren Quälgeistern entlasten soll. Während
übermüdete und teilweise gelangweilte Eltern auf Bänken sitzen und ein
bisschen dösen, das können sie tun, weil die meisten Spielplätze eingezäunt
sind, damit ihre Sprösslinge nicht entflüchten, unterhalten sich andere über
neuerlernte Fähigkeiten ihrer Schützlinge, den Kosmetiker, die Nachbarn oder
den Haushalt. In zivilisierteren Teilen der Welt versuchen sich Eltern im
Training ihrer Sprachkenntnisse, wenn sie auf offensichtlich aus dem Ausland
kommende Erwachsene mit Kindern treffen. Wie groß ist dann oft die Enttäuschung,
wenn festgestellt werden muss, dass der Fremde der Sprache seines Gastlandes
sehr gut mächtig ist, oder vielleicht als kohlschwarzer Afrikaner sich in der
schrecklichsten Mundart zu verständigen weiß.
Diese Gespräche werden im
idealsten Fall nur durch das Geschrei der eigentlichen Helden unserer
Geschichte gestört, wenn ein größeres sich das Spielzeug eines kleineren
aneignet, oder dessen fast fertiges Meisterwerk aus Sand mit seinen Füssen
zertritt, um nach Recht des Stärkeren seinem eigenen formlosen Haufen Platz
zu verschaffen. Hierbei kommen dann oft auch die sogenannten Erwachsenen ins
Streiten, und die ganze Sache wird auf diese Weise vor eine höhere Instanz
gebracht.
Dass der Sandkasten auch die
Gemüter älterer Spielgenossen zum Kochen bringen kann, soll unser nächstes
Beispiel verdeutlichen. Es handelt sich um ein größeres Baugrundstück, auf
dem verschiedene Maschinen herumstehen. Ein Teil dieser ist mit verschiedenen
Arbeiten beschäftigt, ein anderer steht tatenlos da und beaufsichtigt das
Treiben der anderen. Plötzlich kommt Bewegung ins Spiel, weil wie aus dem
Nichts am Rande des Bauplatzes ein mit neuem Sand beladener Lastwagen
aufgetaucht ist. Drei Leute springen in drei kleine Bagger und folgen dem
Ankömmling auf dem nicht sehr großen Baugelände. Als dieser nach zwei Runden
endlich seine Abladedestination gefunden zu haben scheint und rückwärts
fährt, läuft er auf einen der kleinen ihm folgenden Bagger auf, wobei die
kleine Arbeitsmaschine gebrauchsunfähig wird. Schließlich wird der wenige
Sand, für den ein dreimal kleinerer Laster genug gewesen wäre, in Haufenform
abgeladen. Die Motoren der beiden noch intakten Kleinbagger brummen auf, wie
beim Start eines Formel 1-Rennens. Von zwei Seiten wird jetzt das Häufchen in
Angriff genommen, um sich die größtmögliche Menge des auf dem Bauplatz raren
Materials zu sichern, wobei die Zähne der Baggerschaufeln knirschend
ineinander fahren und miteinander fechten, als wären es Schwerter. Grimmig
sehen sich die Fahrer in die Augen. Andere Arbeiter des Bauplatzes lassen
ihre Tätigkeit ruhen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Einige schließen sogar
Wetten ab, wer wohl den Kampf dieser Minigiganten entscheiden würde. Nachdem
es einem gelungen ist, den meisten Sand zu erobern, legt der andere den
Rückwärtsgang ein, fährt auf die Seite und rammt den einen von dort. Der
Fahrer des gerammten Fahrzeuges fällt aus seiner Kabine, aber die Schaufel
mit dem teuren Sand bleibt wie eine Trophäe in der Höhe stehen, unerreichbar
für die, die bisher gespannt, neidisch zugeschaut haben und das Material
eigentlich für ihr Arbeit brauchen würden.
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Freitag, 12. Juni 2020
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