Märchen 96 Kindererziehung Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
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Kindererziehung Mit gutem Beispiel vorangehen! Auf dem Platz vor
einer Kirche am Sonntag warten einige gutangezogene Leute mit ihren Kindern
auf den Beginn der Messe. Eine Mutter hatte gerade ihr Baby aus dem
Kinderwagen genommen und versuchte, es in ihren wiegenden Armen zu beruhigen.
Die vierjährige Tochter schob nun das leere Gefährt vor sich her, in Richtung
Vater. Dieser bemerkte die Herankommende, nahm sein großes Halstuch und
imitierte einen Stierkämpfer. Mit Freuden spielten sie einige Runden. Die
Mutter rief den Vater, er schaute zu ihr hin und der leichte Kinderwagen fuhr
in ihn hinein. Das Mädchen und der Vater lachten. Der dreijährige Sohn hatte
die Szene beobachtet und wollte teilnehmen, deshalb fuhr er mit seinem
Laufrad bei voller Geschwindigkeit in das Mädchen hinein und lachte. Der Vater sitzt mit einer wohlverdienten Flasche
Bier vor dem Fernseher, um das Fußballspiel anzusehen, die Mutter bügelt das
letzte Hemd, bevor sie sich zu ihm setzt. Manchmal murmelt der Vater etwas
über das Spiel in seinen nichtvorhandenen Bart, aber sonst lässt sich außer
dem leise gestellten Fernseher nichts hören. Die Kinder sind bereits im Bett.
Die Mutter: „Unsere Kinder schlafen, wie die Engel!“ Wenn die Kinder so
weitermachen, werden sie genauso inaktiv, wie ihr engelhafter Vater. Ein kleines Kind im Kinderwagen schreit. Das ist
seine Ausdrucksform. Es hat irgendetwas gesehen und will es haben. Wenn die
Eltern es ihm nicht geben wollen, sagen sie: „Es ist ein bisschen quengelig,
es ist bestimmt müde!“ Sie bringen es zu Bett. Schlafen wird hier zu einer
Strafe, obwohl es doch eigentlich eine Freude sein sollte, sich erholen zu
können. Er war einmal ein ziemlich guter Sportler, der
verschiedene, kleinere Wettbewerbe gewonnen hatte. Aber als er den Sprung zum
Berufssportler nicht schaffte, hörte er mit dem Training auf und wurde selbst
Trainer. Heute steht er, wie auch sein alter Trainer, mit dickem Bauch am
Rand und schreit den Kindern zu, was sie machen sollen. Die Kinder könnten
denken: „Werden wir auch einmal so aussehen, wenn wir so weitertrainieren?“ Ein Kind fragt seinen Vater: „Papi! Warum regnet
es?“ – „Mein lieber Sohn! Wie lang ist die längste Leiter in Großvaters
Obstgarten?“ – „Ungefähr zehn Mal so hoch wie ich.“ – „Und wie hoch ist der
Himmel?“ – „Vielleicht hundert Mal.“ – „Nein, tausend Mal!“ – „Oh, so hoch
ist der Himmel!“ – „Siehst du! Und deshalb müssen die Regentropfen
herunterspringen, wenn sie auf den Boden kommen wollen.“ – „Papi! Stört es
dich, wenn ich soviel frage?“ – „Nein, mein Sohn! Du sollst doch etwas
lernen! Und wenn du fleißig lernst, wirst du so klug wie ich.“ Ein Kind kaut Fingernägel. Wenn es klein ist,
stört es das nicht, aber wenn es mit dreizehn oder vierzehn anfängt, sich für
Mädchen zu interessieren, kaut es seine Nägel nur, wenn es allein ist. Ein
Erwachsener schlägt dem Jugendlichen vor, sich vorzustellen, dass ihn immer
jemand beobachtet. Zuerst bastelt der junge Mensch ein paar Kamera-Attrappen
aus Papier und stellt sie in seinem Zimmer auf, um sich an den Gedanken zu
gewöhnen. Und nach kurzer Zeit wachsen seine Fingernägel, so dass er sie
schneiden muss. Aber die Kameras hat er jetzt im Kopf und fühlt sich überall
beobachtet. |
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