Märchen 93 kleine Mietwohnung Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334
79 74 |
------------------------------ |
Kleine Mietwohnung Gern geht er spazieren, besucht die großen Parks
und im Sommer gibt es kein Wochenende, an dem er nicht in die Berge zum
Wandern oder an die Küste geht, um irgendeinen Wassersport zu treiben. Heute ist Sonntag und er durchzieht die
Gartenvorstadtbezirke. Ein Garten ist schöner als der andere, manche mit
einem Luxushaus, für dessen Grünanlage sicher ein Gärtner angestellt ist, mit
hoher Mauer, undurchsichtigem Zaun, Hecke oder 5 Meter hoher, dichter
Baumreihe. Einige sehen so schrecklich und geschmacklos aus, dass man sie
wirklich verstecken sollte, andere kleinere erwecken den Eindruck, dass hier
der durchschnittliche, private Meister sein Lebenswerk verwirklichen will. Am Abend nach der Arbeit, das ganze Wochenende
sieht man sie geschäftig. Im Sommer werden das Dach ausgebessert, die
Hauswand neu verputzt, die Fenster, Türen oder der Zaun gestrichen, die
Blumen gegossen oder der Rasen gemäht. Im Herbst müssen das Laub
zusammengerecht, Äpfel, Birnen und Früchte, Beeren, Nüsse und Gemüse geerntet
werden. Im Winter, man sollte doch annehmen, kommt eine ruhigere Zeit. Aber
nein! Dann lassen sich Geräusche aus der Garage oder vom Dachboden hören. Im
Frühling muss die durch Eis und Kälte verhärtete Erde aufgelockert und für
die nächste Saat vorbereitet werden. Und wann ruhen sich diese fleißigen Ameisen und
Bienen aus, um die Früchte ihrer Arbeit, den Garten und das Haus zu genießen?
Nie! Sie scheinen unermüdlich. Selbst wenn Besuch eintrifft, muss dieser dem
Treiben des Hausherrn von der Terrasse aus folgen. Natürlich spitzt der
Fleißige von Ferne seine Ohren und verbucht mit sichtlicher Zufriedenheit das
verdiente Lob. Oft entsteht ein wahrer Wettkampf unter den Nachbarn, wer von
ihnen wohl die schönste Gartenanlage, das dazu passende Haus, Gartenlaube
oder gar kleinen Teich aufweisen kann. Als unser Spaziergänger so durch die
Häuserreihen, an den Zäunen dieser Paradieschen auf Erden vorbeischlendert,
verfolgt ihn das Gebell von größeren und kleineren Wächtern, die manchmal
auch schwanzwedelnd oder gar knurrend seine Ankunft verraten, von den einen
Nachbarshunden aufmerksam gemacht und die nächsten in Alarm versetzend.
Während des Bellkonzerts bewegen sich hier und da Vorhänge vor allem der
Küchenfenster, um zu erfahren, wer wohl der interessierte Eindringling sei,
der die ruhige Eintönigkeit zu stören wagt. Wessen Neugierde wird hier
befriedigt? Der Wanderer durch fremde Paradiesgärten begibt
sich langsam wieder nach Hause in seine kleine Mietwohnung. Für einen Ausflug
und ein Träumchen, war der heutige Nachmittag nicht schlecht, aber nächstes
Wochenende fährt er in die Berge und in drei Wochen an einen größeren See zum
Rudern. |
----------------------------------------------- |
-------------------------------------------------- |
------------------------------------------------- |
--------------------------------------------------- |
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen