Freitag, 16. April 2021

 

Märchen 102 Adam, Schlange, Messer

Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com

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Adam, Schlange, Messer

 

Ich saß gerade in der Vorhalle eines Bürogebäudes, als mir ein Gemälde auffiel, moderne Kunst, von rechts nach links: eine nackte Frau, ein Apfel, eine Schlange, ein Messer und ein nackter Mann. Nun war ich mir sicher, dass es sich bei der Komposition um die biblische Geschichte aus dem Paradies handeln müsse. Nur mit dem Messer wusste ich zunächst nichts anzufangen. Wollte Adam vielleicht die sündenhafte Frucht noch schälen, bevor er sie verzehrte, oder Eva etwas antun, oder die Schlange töten? Ich entschied mich für das Letztere und stellte mir die Frage, was wohl geschehen wäre, wenn………………

Nach der Vertreibung aus dem Paradies musste der Mensch hart, im Schweiße seines Angesichts, arbeiten, um zu überleben. Neue Berufe entstanden, die miteinander konkurrierten, wobei Cain seinen Bruder Abel tötete.

Gesellschaften entwickelten sich, Kriege wurden ausgefochten, die katholische Kirche gegründet, die Inquisition eingeführt und die Atombombe abgeworfen.

Kurz zusammengefasst: Wir leben in einem Jammertal und suchen nach dem Tod, wieder den Eingang ins verlorene Paradies, um neben Gott zu sitzen und den ganzen Tag „Halleluja“ zu singen.

Was für ein Leben! Schrecklich! Jahrhunderte lang wurde uns in Europa dieses Weltbild vermittelt. Wie konnte uns ein solch negatives Schicksal so lange gefangen halten?

Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Unwissenheit und Unselbständigkeit oder Unterwürfigkeit.

Also! Was wäre wohl passiert, wenn wir weiter im Paradies hätten verweilen können?

Adam und Eva lagen nackt nebeneinander unter einem Baum. Sie brauchten kein Bett und keine Decke, weil das Gras unter ihnen weich und die Nächte im Paradies nie kühl waren. Adam verspürte einen starken Druck in seiner Blase und seinem Darm, er presste es einfach aus sich heraus, da er ja nichts wusste. Als Eva den intensiven Geruch vernahm, regte das auch ihre körperlichen Funktionen an, deshalb tat sie es ihm gleich. Man sitzt natürlich nicht gern in seinem eigenen Dreck, vor allem wenn sich nach kurzer Zeit tausende Mücken bemerkbar machen, weil auch im Paradies irgendjemand für den Abfall zuständig sein muss. Ohne Müll gibt es auch keinen Stoffwechsel, also kein Leben. Die beiden befriedigten Menschen standen deshalb auf und begaben sich zur nahen Quelle, um zu trinken. Einige Fliegen folgten ihnen, weil Reste des Kots noch an ihren Hintern klebten. Um die lästigen Kleintiere zu verjagen, sprangen sie ins kühle Wasser, von dem sie auch sofort tranken, hatten sie doch keine dummen klassischen Griechen gelesen, die schon lange vor unserer Zeitrechnung darauf aufmerksam machten, dass man nicht in die Quelle pissen soll, aus der man trinken will.

Gefrischt durch das schmutzige Nass, kam das Hungergefühl und die Augen Adams suchten die Gegend nach einem Baum ab, der reife Früchte trug, da man sie auch im Paradies pflücken musste und sie nicht einfach so in den Mund des Bittenden flogen.

Aber woher bekamen sie Fleisch, an einem Ort, wo doch ewiger Friede herrschte? Waffen hatten sie doch nicht. Naja, sie werden sich wohl von Käfern, Würmern und Aas ernährt haben.

Eva hatte seit Tagen geschwollene Brustwarzen. Bei den Schimpansen bedeutet dies, dass das weibliche Tier für den Geschlechtsverkehr nicht bereit ist. Beim Menschen dagegen ist es genau umgekehrt. Es zeigt, dass Sex erwünscht ist, zu solcher Zeit sind Frauen besonders erregt. Immer wieder berührte sie also seinen Arm, seinen Körper, schmiegte sich an ihn, um auch bei ihm ein gewisses Interesse zu wecken. Endlich streckte sich sein Glied und wurde hart und steif. Aber von zärtlichem Streicheln und Küssen dürfte hier wohl kaum die Rede sein. Wir wissen nicht genau auf welcher Entwicklungsstufe Adam stand und wann die Zeit begann, in der Frau und Mann sich umarmten, um sich zu lieben. Wahrscheinlich hat der primitive Adam, der, wie wir ja wissen, nicht vom Baum der Weisheit gegessen hatte, sie einfach gepackt, sie musste sich jetzt wie ein Hund auf den Boden knien, und so ging es jetzt von hinten. Vielleicht packte er sie auch noch bei den Haaren und ritt sie wie ein Pferd. Wenn wir das heute machen, passiert das meist zärtlich mit vielen Küssen und gilt als Erweiterung des Repertoires. Aber das war es bei Adam höchstwahrscheinlich nicht. Es dauerte sicherlich auch nicht sehr lange. Einmal fertig warf er sich vom Orgasmus und der Anstrengung überwältigt auf den Boden. Wenn er Glück hatte, fiel er auf weiches Gras, drehte die Augen ein bisschen nach oben und rührte sich eine Weile nicht mehr. Eva, die zwar ihren natürlichen Instinkt befriedigt hatte, aber nicht bis zum Höhepunkt gekommen war, musste sich mit ihren eigenen Fingern selbst helfen, weil mit Adam in diesem Moment nichts anzufangen war. Sie hatte Glück gehabt, dass er das richtige Loch getroffen hatte, weil es manchmal auch schon anders gegangen war.

Nach einer Weile kam der Mann ihres Lebens wieder zu sich, stand auf und begab sich, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, zur nächsten Quelle, oder vielleicht war es auch nur eine schmutzige Regenpfütze, um sich zu erfrischen.

Der Tag zog sich dann noch ein bisschen hin, füllte sich mit Essen, Trinken und sich Entleeren, bevor die ersten Menschen, ohne Feuer zu machen, müde niedersanken, wo sie gerade waren, und einen friedlichen Schlaf genossen, um weiter ihre unsterblichen Tage zu fristen.

P.S.: Wahrscheinlich aber legten sie sich nicht an denselben Ort der vorigen Nacht, weil die natürliche Müllabfuhr, wie Fliegen und andere Insekten, ihre Endprodukte noch nicht ganz entfernt haben konnten.

 

 

Fahr mit Märchen 103 fort!

 

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