Märchen 108 möglicherweise eine wahre Geschichte Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334 79
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möglicherweise eine wahre
Geschichte (in Erinnerung an die Ereignisse bei den Protesten auf dem Tiananmen Platz vom 15. April bis 4. Juni 1989) Der alte Affe saß vor seiner
Höhle. Es war ein sehr heißer Tag, deshalb badete er seine Füße in der Quelle
unter einem großen Baum. Er lebte dort allein und nur sehr wenige Affen aus
den umliegenden Tälern besuchten ihn, weil er von ihnen als Ausgestoßener
galt. Einer dieser Besucher war
eine Äffin. Vor vielen Jahren hatte der Alte ihr aus dem reißenden Wasser des
Flusses geholfen. Er hatte ihr gesagt, sie solle niemandem von dem Ereignis erzählen,
weil er die Ehrung dieser undankbaren Affen nicht wollte. Von Zeit zu Zeit
besuchte die Äffin den Alten in seiner Höhle und dann unterhielten sie sich
und er gab ihr Ratschläge. In der Gesellschaft hat man mehr Schwierigkeiten als
allein in einer Höhle. So kam sie eines Tages
wieder, aber diesmal war sie sehr aufgeregt und traurig. Sie erzählte ihm von
ihrem Sohn, der sich einer Rebellengruppe gegen den König anschließen wollte. Er hatte ihr nie von seiner
Vergangenheit erzählt und aus Zurückhaltung hatte sie ihn nie danach gefragt. Doch jetzt fühlte er, dass
die Zeit gekommen war, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen. Vor vielen Jahren, als er
noch sehr jung war, war er ein sehr talentierter Wissenschaftler gewesen,
viele sagten ihm eine glänzende Zukunft voraus, seine Familie hatte
ausgezeichnete Beziehung zum König und seinem System, er hatte eine Geliebte,
die er heiraten wollte und viele Affen nannten sich gerne sein Freund. Doch
dann geriet er in Zusammenstoß mit dem König. Er wurde von allen ermahnt,
sich einzugliedern und nicht sich aufzulehnen. Aber er wusste, dass er Recht
hatte und setzte seinen Widerstand fort. Der König wollte ihn ins Gefängnis
stecken, aber er zog es vor zu fliehen und begann allein in den Bergen zu
leben. Später erfuhr er, dass seine Geliebte einen anderen Mann aus dem Kreis
des Königs gefunden hatte und dass seine Freunde alle gut dran waren, dem
System zu dienen und ihn als etwas dumm bezeichneten. Für den König war jedoch
nicht mehr alles vollkommen, denn nun hatte er Angst vor seinen Untertanen
und viele hatten das Vertrauen in das System verloren. Dies war der Großvater des
heutigen Königs und nun kam diese Äffin, um ihm zu sagen, dass ihr Sohn sich
einer Widerstandsgruppe gegen den König, den Enkel, anschließen wollte. Was
sollte er ihr sagen? Sollte er sie überzeugen, ihrem Sohn zu sagen, dass er
sich eingliedern und nicht widerstehen soll? Vielleicht könnte er sich eingliedern
und sein Leben ohne Rückgrat fortsetzen. Es gibt so viele Fußlecker und
Handlanger, einer mehr oder weniger spielt keine Rolle. Er schwieg lange, während
die Äffin vor ihm über das Schicksal ihres Sohnes weinte. „Wenn dein Sohn wirklich
gegen den König rebelliert, wird er alles verlieren, seine Familie, Freunde,
Freundin. Allerdings kann man nichts Besseres tun, als stolz auf ihn zu sein.
Zu deinen Lebzeiten wird er als Gesetzloser angesehen, als Ausgestoßener, als
dummer wie ich, aber einige Jahrhunderte in der Zukunft, nach seinem Tod,
wird er als Held betrachtet.“ |
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